Tatort Großinzersdorf (NÖ) – wieder mehr als 15 Tiere vergiftet
13.03.2019 - Die Serie illegaler Greifvogelverfolgungen rund um Großinzersdorf bei Zistersdorf (NÖ) reißt nicht ab. Im Gegenteil, neuerliche Vergiftungsfälle fordern den Tod von einem Seeadler, drei Rotmilanen und sechs Mäusebussarden, sowie eine noch unbestätigte Anzahl an Füchsen und Mardern. Nachdem zunächst nur einzelne tote Vögel gefunden wurden, wurde erst durch die intensive Nachsuche von Mitgliedern der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich und einer speziell ausgebildeten Spürhundestaffel das gesamte Ausmaß aufgedeckt.
„Die Dreistigkeit, mit der hier immer wieder Greifvögel und andere Tiere umgebracht werden, macht mich fast sprachlos“, berichtet Matthias Schmidt von der
Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. Das Gebiet rund um Zistersdorf in Niederösterreich stellt seit Jahren den Hotspot illegaler Greifvogelverfolgung dar: In keiner anderen Region Österreichs wurden mehr Giftköder und vergiftete Greifvögel aufgefunden. Seit Anfang 2016 wurden im Großraum Zistersdorf nachweislich mehr als 40 geschützte Greifvögel getötet, dazu kommen noch weitere Funde von unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommenen Vögel sowie eine Vielzahl an Säugetieren.
Giftspürhunde im Einsatz
Mit Beginn der Meldungen toter Tiere bei Großinzersdorf Mitte Februar kam erstmals in Österreich eine speziell ausgebildete Suchhundestaffel zum Einsatz. „Bei der Bekämpfung illegaler Greifvogelverfolgung hat sich der Einsatz von Hunden international vielfach bewährt,“ erörtert Schmidt. „Im Rahmen unseres PannonEagle LIFE Projekts gelang es uns nun erstmals in Österreich in Zusammenarbeit mit den Behörden und unseren Partnern von BirdLife Tschechien speziell ausgebildete Suchhunde anzufordern und einzusetzen.“ Ergänzend zu den vierbeinigen Giftsuchexperten Sam und Vickie aus Tschechien kam der
österreichische Naturschutzhund Charlie bei der großräumigen Nachsuche zum Einsatz, mit dem Ergebnis: Ein weiterer Rotmilan, 7 Mäusebussarde, ein Kolkrabe sowie eine Vielzahl an toten Säugetieren wurden erschnüffelt, wie auch zwei Giftköder. „Die toten Tiere waren nahezu über das gesamte Gemeindegebiet von Großinzersdorf verteilt und wiesen unterschiedliche Verwesungszustände auf,“ so Schmidt und folgert: „Die Vergiftungen dürften sich über Wochen oder Monate hinweg erstreckt haben.“
Forderungen: Externe Jagdaufsicht bis Aussetzung der Jagd
„Trotz Anzeigen, Polizeiermittlungen und Aufklärungsarbeit geht das Morden streng geschützter Tiere in Großinzersdorf munter weiter!“, kritisiert Schmidt. „Die örtliche
Jagdaufsicht scheint hier überfordert zu sein und braucht dringend Unterstützung“. Bisher wurde noch kein Täter überführt. „Wer auch immer die Täter sind, es ist Zeit, sie aufzuhalten und ihnen das Handwerk zu legen“, verlangt Thomas Hansmann, Leiter der NÖ Umweltanwaltschaft: „Es müssen neue, effektivere Wege beschritten werden, um einen rechtskonformen Zustand herzustellen. Ich fordere daher eine externe Jagdaufsicht, die so bald wie möglich umgesetzt werden muss!“
„Aufgrund der langen Vorgeschichte sowie der Verteilung der Funde im Gebiet, müssen wir davon ausgehen, dass es sich hier um keinen Einzeltäter handelt,“ so Greifvogelexperte Matthias Schmidt und fordert: „Durch das jahrelange systematische Ausbringen von Giftködern ist Tier und Mensch in Großinzersdorf in Gefahr. Eine temporäre Einstellung der jagdlichen Tätigkeiten - auf freiwilliger oder verordneter Basis - erscheint mehr als nötig und angebracht!“
Zivilcourage gefragt: Hinweise bitte melden
Die Jägerschaft und wachsame Spaziergänger sind zur Mithilfe gegen Giftleger aufgefordert, tote oder verletzte Tiere – meist handelt es sich um Greifvögel – zu melden. Dazu stehen die Meldeplattform www.kaiseradler.at und die APP birdcrime zur Verfügung. Verdachtsfälle können auch telefonisch unter 0660/869 23 27 bekannt gegeben werden.