Giftverdacht in Oberösterreich – Rotmilan tot

22.06.2017
Wie erst jetzt bekannt wurde, kam es Anfang Mai im Bezirk Eferding (OÖ) zu einem Vergiftungsanschlag auf Wildtiere. Mehrere vergiftete Köpfe von Feldhasen wurden am Rande einer Kiesgrube ausgelegt. Alle Indizien deuten darauf hin, dass diese Giftköder zumindest einem Rotmilan und einer Rabenkrähe zum tödlichen Verhängnis wurden. BirdLife Österreich verurteilt diesen augenscheinlichen Anschlag auf das Heftigste und zeigte ihn bei der Polizei Eferding an. Das Ermittlungsverfahren läuft.

„Der Tod des Rotmilans zeigt, wie anfällig dieser Aasfresser auf illegale Vergiftungsaktionen ist. Das haben in der Vergangenheit bereits mehrere ähnliche Vorfälle in Österreich und unseren Nachbarländern gezeigt“, erklärt Hans Uhl, Leiter des oberösterreichischen Rotmilan-Artenschutzprojektes von BirdLife bestürzt: „Das dauerhafte Überleben von Oberösterreichs zweitgrößtem und zugleich seltenstem Greifvogel hängt unter anderem davon ab, wie konsequent derart verwerfliche Praktiken von Vogelhassern abgestellt werden!“ Flora Hoser, WWF Biologin, erklärt: „Die Verfolgung und Ahndung von Vergiftungsanschlägen auf Wildtiere ist oft schwierig. Anrainer und Spaziergänger können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie verdächtige Funde von Giftködern, Fallen und toten oder verletzten Greifvögeln der WWF-Gifthotline unter: 0676 444 66 12 melden.“

Der Rotmilan zählt zu den bedrohtesten Vogelarten Oberösterreichs. Nach seinem völligen Aussterben in den letzten Jahrzehnten begann dieser imposante Greifvogel (mit einer Flügelspannweite von rund 160 cm) in den letzten fünf Jahren das Bundesland Oberösterreich mit ersten Brutpaaren wieder zu besiedeln. BirdLife führt mit Unterstützung der Abteilung Naturschutz des Landes Oberösterreich eine Bestanderhebung und ein Artenschutzprojekt durch. Lediglich fünf bis maximal zehn Rotmilan-Paare brüten derzeit in Oberösterreich.

Qualvoller Tod durch Pflanzenschutzmittel?
Zurück zum Vergiftungsverdacht: Der Rotmilan wurde allem Anschein nach mit einem präparierten Hasenkopf vergiftet und in der Nähe des Köders tot aufgefunden. „Alle Indizien deuten auf eine illegale Vergiftung mit einem bereits in geringen Dosen tödlich wirkenden Pflanzenschutzmittel aus der Gruppe der Carbamate - wahrscheinlich Carbofuran - hin“, berichtet Uhl. Das in Österreich verbotene, aber oftmals für Vergiftungen von Wildtieren verwendete Carbofuran führt sehr schnell zur Lähmung. Die Tiere werden daher oft in unmittelbarer Nähe der Köder gefunden. Der Tod selbst kann sich aber über mehrere Stunden qualvoll ziehen. Landesjägermeister Sepp Brandmayr ist fassungslos: „Ich hoffe, dass die Täter gefunden werden. Gift ist das Letzte und hat in der Natur einfach nichts verloren!“ Bestürzt zeigt sich auch Geschäftsführer und Wildbiologe Christopher Böck vom OÖ Landesjagdverband: „Wir haben bereits seit geraumer Zeit keinen Vergiftungsfall bei Wildtieren in Oberösterreich mehr feststellen können. Die Jäger passen hier auf und zeigen auch mögliche Fälle an. Gerade der Rotmilan wird von den Weidmännern unterstützt und vor kurzem wurde wieder der Nachweis einer erfolgreichen Brut von unseren Jägern erbracht, die sich über den Nachwuchs freuen."

Der größte Feind der Greifvögel ist der Mensch
„In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die illegale Verfolgung für viele Greifvogelarten in Österreich und den angrenzenden Ländern nach wie vor die Haupttodesursache ist“, berichtet Matthias Schmidt von BirdLife Österreich. Dies betrifft auch sehr seltene und vom Aussterben bedrohte Arten wie den Kaiseradler. Im Rahmen des internationalen PannonEagle LIFE Projekts (LIFE15/NAT/HU/000902) setzen daher der WWF und BirdLife Österreich in den kommenden fünf Jahren einen Schwerpunkt zur Bekämpfung der illegalen Greifvogelverfolgung. Finanziell unterstützt wird das EU-geförderte Projekt dabei vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. „Im Rahmen unseres Greifvogelschutzprojektes wollen wir in enger Zusammenarbeit mit der Exekutive und der Justiz die Aufklärungsraten erhöhen und Präzedenzfälle schaffen, um die Täter abzuschrecken!“, berichtet Matthias Schmidt, Projektkoordinator bei BirdLife Österreich. Flora Hoser, Projektverantwortliche des WWF Österreich betont: „Die Vergiftung von Greifvögeln ist auch außerhalb Österreichs ein großes Problem. Daher ist es besonders erfreulich, dass im neuen Projekt Partner aus fünf europäischen Ländern zusammenarbeiten, um gegen die illegale Verfolgung zu kämpfen.“
 

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