Erstmalige Brut mit vier Kaiseradler-Jungen in Österreich

BirdLife Österreich berichtet über Freud und Leid des majestätischen Greifs
Wien, 5.10.2018 – Die Brutsaison für den weltweit bedrohten Kaiseradler war dieses Jahr besonders erfolgreich. Insgesamt zogen neunzehn Kaiseradler-Brutpaare zumindest 28 Jungvögel groß. Zudem gab es erstmals in Österreich eine Brut mit vier Jungvögeln, wie die Vogelschutzorganisation BirdLife meldet. Diese positive Entwicklung gibt Anlass zur Freude, wenngleich der Brutbestand der Kaiseradler in Österreich immer noch sehr fragil und die illegale Greifvogelverfolgung eine gravierende Todesursache für Jungadler ist.
Dieser Tage verlassen 28 heuer geschlüpfte Kaiseradler endgültig die elterlichen Reviere und sind von nun an auf sich allein gestellt. Eine Erfolgsgeschichte des Greifvogelschutzes, denn der majestätische Vogel galt noch bis vor 20 Jahren in Österreich als ausgestorben. Nationale und internationale Schutzmaßnahmen machen es möglich, dass sich die Brutbestände in Mitteleuropa langsam erholen und kontinuierlich steigen. Besonders stolz sind die Ornithologen von BirdLife Österreich über die Beobachtung einer Brut mit vier jungen Kaiseradlern in Burgenland.
Erstmaliger Nachweis von Brut mit vier Kaiseradlern
„Anfänglich konnten wir es kaum glauben, als wir vier Jungvögel in einem Horst sahen. Im Regelfall legen Kaiseradler zwei bis drei Eier!“, berichtet Beate Wendelin, Projektleiterin von BirdLife Österreich. Weltweit sind nur vier weitere Fälle einer Vierer-Brut dokumentiert. Leider nahm diese Sensation eine dramatische Wende. Ein Teil des elterlichen Kaiseradlerhorstes stürzte aufgrund der frühsommerlichen Stürme ab. „Drei der vier Jungvögel starben, den vierten – er war beinahe flügge – konnten wir nicht mehr auffinden“, so die Ornithologin. Derartige Horstabstürze sind bei Kaiseradlern keine Seltenheit. „Weil alte, stabile Bäume in unserer Kulturlandschaft nur mehr selten sind, können Kaiseradler ihre Nester sehr oft nicht optimal anlegen“, weiß Wendelin. Die Einrichtung einer Schutzzone mit einem Radius von zumindest 300 Meter um den Horst, wie in anderen EU-Ländern teils gesetzlich praktiziert, erscheint - wie ein besserer Schutz des gesamten Lebensraumes - dringendst notwendig.
Artenschutzprojekt in Niederösterreich
In Niederösterreich, das den Großteil der heimischen Kaiseradlerpopulation beherbergt, wird der Kaiseradler-Schutz vom Land Niederösterreich im Rahmen eines gesonderten Artenschutzprojektes unterstützt. Durch ein umfangreiches Monitoring wird die Bestandsentwicklung dokumentiert und darauf aufbauend Schutzmaßnahmen umgesetzt. „Das Naturland Niederösterreich ist stolz, die majestätischen Tiere beheimaten zu können. Damit geht auch eine hohe Verantwortung einher, ich freue mich daher über die Bruterfolge“, so LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf.
Erkenntnisse durch Besenderung
Österreichweit wurden in diesem Jahr im Rahmen des Artenschutzprogrammes drei Jungvögel von BirdLife-Mitarbeitern mit Sendern versehen. „Durch die Besenderung erlangen wir Erkenntnisse über die Nutzung der Lebensräume, wir können Überlebensraten berechnen sowie mögliche Todesursachen feststellen“, erklärt Matthias Schmidt, Leiter des Kaiseradler-Artenschutzprojekts von BirdLife Österreich. „Das sind essenzielle Informationen für unsere Schutzaktivitäten. Von den vier besenderten Vögeln des vergangenen Jahres sind inzwischen zwei verstorben, einmal durch Gift und einmal durch einen Stromschlag!“
Freud und Leid nahe beieinander
„Wir freuen uns natürlich sehr über den Anstieg unserer Kaiseradler-Population in den letzten Jahren, aber mit weniger als 20 Brutpaaren ist der Bestand dieser weltweit bedrohten Art noch äußerst fragil!“, erklärt Matthias Schmidt. „Vor allem die illegale Greifvogelverfolgung, die nach wie vor die Haupttodesursache für Jungadler ist, stellt uns vor große Herausforderungen.“
Im Rahmen des internationalen pannonEagle LIFE Projekts (LIFE15/NAT/HU/000902) setzen BirdLife Österreich und der WWF einen Schwerpunkt zur Bekämpfung der illegalen Greifvogelverfolgung. Finanziell unterstützt wird das EU-geförderte Projekt dabei vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. „Sollten Sie tote oder verletzte Greifvögel finden, bitten wir Sie, diese uns über unsere Meldeplattform Kaiseradler.at, die APP birdcrime oder die birdcrime Hotline +43 660 869 2327 zu melden!“, so Schmidt.